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Reformierte Kirchgemeinde Langenthal
Geissbergweg 6
Postfach 1599
4901 Langenthal, CH
062 916 50 90,
info@kirche-langenthal.ch

Bereits einige Jahre nach der ersten Erwähnung der Kirche gelangte 1224 das Kollaturrecht (Kirchenpatronat) durch eine Schenkung von Eberhard von Grünenberg an das Kloster St.Urban. Im Laufe des 14.Jahrhunderts wurden die Zisterzienser auch Twing- und Grundherren von Langenthal. Dadurch stärkte sich auch ihre religiöse Stellung. Ein Zeichen dafür ist, dass der Bischof von Konstanz (Herrmann von Klingenberg) bei der Kirchenweihe von 1392 selber anwesend war. Ob er eine restaurierte alte Kirche weihte, oder einen vollständigen Neubau bleibt offen.

Die Kirche des Mittelalters war aber nicht eine eigentliche Dorf- und Pfarrkirche. Noch waren die Langenthaler mit Ausnahme von 14 Hofstätten (vor allem hospites, d.h. Handwerker, welche das Kloster rechts der Langete angesiedelt hatte) nach Thunstetten kirchgenössig, wohin bis 1396 auch der Zehnten floss.

Kirchenbesuch auf dem Geissberg oder in Thunstetten?

Der lange Kirchenweg führte dazu, dass auch Familien, die links der Langete wohnten, die wöchentlichen Frühmessen im Kirchlein auf dem Geissberg besuchten. Deshalb vereinbarten zu Beginn des 16.Jahrhunderts der Rat in Bern und der Komtur von Thunstetten auf Ersuchen der Langenthaler (Dez.1505/Jan 1506), im Dorf eine weitere Kapelle und eine Kaplanei zu errichten. Dort sollte der Helfer des Thunstetter Priesters Wohnsitz nehmen und die Langenthaler mit drei Frühmessen bedienen. Diejenigen, die alters –und krankheitshalber nicht nach Thunstetten gehen konnten, wurden auch mit den übrigen Sakramenten versorgt. Der Bau der geplanten Kapelle kam dann allerdings nicht zustande. St. Urban musste den St. Erhards-Altar in der Geissbergerkirche einem der beiden Priester von Thunstetten für seine Sakraldienste an den Langenthalern zur Verfügung zu stellen. Der neue Langenthaler Priester wurde „Frühmesser“ genannt. Ihm wurde in Langenthal ein Wohnhaus erstellt. Er musste die offiziellen Sonntagsmessen und die Festtagsgottesdienste im Kirchenjahr mit seinen Kirchgenossen weiterhin in Thunstetten besuchen.

Gründung der Kirchgemeinde Langenthal um 1538

1528 reformierte die Berner Disputation den ganzen Machtbereich Bern per obrigkeitlichem Mandat und löste damit die alten Bindungen auf. Der Rat erhob die Kirche auf dem Geissberg zur Dorf- und Pfarrkirche. 1538 wurde die Kirchgemeinde Langenthal gegründet, die seither auch Schoren und Untersteckholz umfasst. Die neue Kirchgemeinde Thunstetten erklärte damals, dass die Langenthaler, vor allem auch die Schorer aus dem Kirchspiel Thunstetten entlassen sind. Als Zeichen der jahrhundertelangen Verbundenheit schenkte Thunstetten den Langenthalern die mittlere Kirchenglocke für die neue Kirche auf dem Geissberg, die nun endgültig zur reformierten Pfarrkirche geworden war.

Von der Steckholzer Eigenkirche zum Kloster St. Urban

Das Gebiet „Steckholz“ gehörte zum ursprünglichen Besitz der Herren von Langenstein, welche oberhalb Melchnau auf einer Burg sassen. In Kleinrot besassen diese im 12.Jahrhundert (vor 1194) eine sogenannte Eigenkirche (cella que dicitur Rotah). Daraus entstand ein erstes Kloster der Zisterzienser. 12 Mönche und ein Abt siedelten von Lützel her kommend in Kleinroth an. Doch schon ein Jahr später wurde das Kloster nach Tundwil (heute St.Urban) verlegt, vor allem wegen der Möglichkeit zur Nutzung des Wassers des Flüsschens Roth.

Steckholz gehörte 1194 zur Grunddotation der drei Langensteiner Brüder (Ulrich, Werner und Lüthold) an das Kloster und war in der Folge Teil des klösterlichen Niedergerichts Langenthal. Auf dem grossen Steckholzer Gebiet entstanden im 13. Jahrhundert klösterliche Höfe, sogenannte Grangien, die von den Mönchen zusammen mit den Klosterbrüdern, den Konversen, bewirtschaftet wurden. (Sängi, Steckholz, Habcherig, Engelsbühl). Im Verlauf des 14. Jahrhundert ging auch das Kloster zur Pachtwirtschaft über

und der Abt vergabte die Grangien als Erblehen.

Es scheint, dass bereits im Mittelalter die Hofbewohner der Habcherig, in Kleben, Wald,Herrengasse und Hübeli kirchlich zu Lotzwil gehörten. Die Bewohner von Kleinroth, Schwarzenbach, Sängi und Breiten empfingen die Sakramente in der Kirche auf dem Geissberg in Langenthal, welche 1224 als Eigenkirche der Grünenberger zu St. Urban kam.

In der Reformation wurden die Grenzen klarer gezogen, die Bewohner des oberen Teils wurden Teil des Kirchspiels Lotzwil, die Bewohner des unteren Teils Teil der Kirchgemeinde Thunstetten, ab 1538 Langenthal.

Barocke Hallenkirche auf dem Geissberg

1672 forderte das Langenthaler Pfarrkapitel die Erweiterung und Sanierung der Kirche Geissberg von 1392. 1676 erhielt der bekannte Baumeister Abraham Dünz den Auftrag, eine neue Kirche zu planen und zu realisieren. Im Stile der Zeit sollte es eine repräsentative, barocke Hallenkirche werden, die vor allem dem Zweck der reformierten Gemeindepredigt zu dienen hatte. Sie wurde 1677 eingeweiht.

Der Dorfbrand von 1680, welcher viele Häuser in der Umgebung einäscherte, verschonte zum Glück den dreijährigen Neubau. Bauliche Neuerungen erfolgten erst wieder 1768 mit der Einrichtung des Viertelschlagwerkes im Turm und 1772 mit dem Einbau der ersten Orgel aus der Orgelbaufirma Schärer in Genf. Bei dieser Gelegenheit wurde die Empore umgebaut und die Westfassade neu gestaltet. Das hölzerne Treppenhaus, welches zur Treppe hinaufführte, musste einem nüchternen Aufgang weichen.

Um 1870 war es im Kanton Bern den Pfarrern noch verbindlich vorgeschrieben, bei der obligatorischen Taufe eines Kindes von dessen Eltern und Paten die Kenntnis des apostolischen Glaubensbekenntnisses zu verlangen. Auch in Langenthal, wo damals der gläubige orthodoxe Pfarrer Friedrich Frank (1801-1874) mit seinem noch konservativeren Vikar Friedrich von May wirkte. Hier hatte nun das grosse Freischarenfest eine antiklerikale Stimmung geweckt, die sich nicht nur gegen den konservativen Katholizismus vielmehr auch gegen den orthodoxen Protestantismus zu richten begann.

Bekenntnispflicht der Eltern und Paten bei der Taufe wird abgeschafft

Nachdem die Kantonssynode 1871 beschlossen hatte, an der Bekenntnispflicht der Eltern und Paten bei der Taufe festzuhalten, beantragte der Langenthaler Sekundarlehrer Joseph Rüefli der Versammlung der Kirchgemeinde, dieser Beschluss sei aufzuheben und in Langenthal sei das Bekenntnis abzuschaffen. Er hatte Erfolg, sein Antrag wurde mit 85:18 Stimmen angenommen. Doch der Beschluss war gesetzeswidrig. Zudem erfolgte er gegen den Willen des Pfarrers. Er und sein Pfarramt waren noch eine staatskirchliche Einrichtung und was der Pfarrer in theologischen Angelegenheiten verlangte, galt. Im Gemeindegesetz von 1852 war die Bekenntnispflicht festgehalten und dieses Gesetz war nicht ausser Kraft. Daran erinnerte in der Presse Fürsprecher Johann Bützberger, der durchaus der Meinung von Rüefli war, aber zugleich als Vertreter des Gesetzes auftreten musste. Der Langenthaler Kirchgemeinderat hörte nicht auf ihn und qualifizierte das Gesetz von 1852 kurzerhand als „Machwerk orthodoxer Geistlicher“ welches heutigem Denken nicht mehr entspreche. Die Kirchgemeinde hielt an ihrem Beschluss fest und drängte den orthodoxen Pfarrer und seinen Vikar zur Aufgabe der Bekenntnispflicht und damit zur Demission. „Es herrscht vollständige Anarchie in kirchlichen Dingen“ schrieb das Berner Volksblatt über die Zustände in Langenthal.

Der Langenthaler Kulturprotestantismus

Mit seinem Entscheid bereitete Langenthal das neue Kirchengesetz von 1874 vor, welches die Bekenntnispflicht für den ganzen Kanton abschaffte, die Angelegenheiten von Kirche und Staat entflocht, die Institution des staatlichen Pfarramtes abschaffte und die Wahl der Pfarrer den Gemeinden übertrug. Am 17. März 1872 wählten 349 Langenthaler ihren ersten Pfarrer, den freisinnigen Johann Schaffroth aus Murten. Er begründete die Zeit des besonderen Langenthaler Kulturprotestantismus, welcher über 60 Jahre dauern sollte.

Renovationen an der Kirche Geissberg

Zurück zur Baugeschichte der Kirche Geissberg: Nachdem 1864 der Turm völlig neu aufgebaut worden war, erfolgte 1898 eine erneute Restauration, die gegen aussen vor allem durch die Veränderung der Westfassade sichtbar wurde. Das hölzerne Treppenhaus der Empore wurde durch eine säulengetragene Vorhalle ersetzt. Bei der Innenrestauration kam der Taufstein von 1677 zu Schaden. Er musste ersetzt werden. 1870 wurden im Chor farbige Glasfenster eingesetzt.

Die letzte umfassende Renovation, welche zur heutigen Gestalt der Kirche führte, wurde 1957/58 vorgenommen. Im Zuge dieser Renovation erhielt die Kirche auch den neuen Abendmahlstisch, welcher mit dem Taufstein kombiniert ist.

Das Kirchenzentrum Zwinglihaus

1970 stellte die Reformierte Kirchgemeinde im nördlichen Stadtteil Hard einen Pavillon auf, um der Bevölkerung im aufstrebenden Quartier eine kirchliche Heimat zu bieten. 1979 erfolgte der Bau des heutigen Zwinglihauses als kirchliches Zentrum, das 1980 eingeweiht wurde. Neben dem Gottesdienstraum dient ein Saal mit einer angegliederten Küche der Gemeinschaft. Zudem stehen zwei Schulungsräume, ein Mehrzweckraum sowie ein Klubraum und ein Bastelraum zur Verfügung.

Meilensteine

  • 861 wird Langenthal erstmals urkundlich erwähnt. Es wird angenommen, dass damals schon eine Kirche bestand, welche aus Baumaterial einer römischen Villa erstellt wurde.
  • 1197: erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Langenthal.
  • 1224 übergibt Eberhard von Grünenberg das Kirchenpatronat an das Kloster St.Urban.
  • 1392 weihte der Bischof von Konstanz die Kirche ein.
  • 1528 reformierte die Berner Disputation den ganzen Machtbereich Bern per obrigkeitlichem Mandat und löste damit die alten Bindungen auf. Der Rat erhob die Kirche auf dem Geissberg zur Dorf- und Pfarrkirche. Langenthal wurde zusammen mit Schoren und Untersteckholz eine eigene Kirchgemeinde.
  • 1677 wurde eine repräsentative barocke Hallenkirche eingeweiht.
  • 1768 erfolgten bauliche Neuerungen mit der Einrichtung des Viertelschlagwerkes im Turm und 1772 mit dem Einbau der ersten Orgel.
  • 1864 wurde der Turm völlig neu aufgebaut
  • 1870 erhielt die Kirche Geissberg farbige Glasfenster im Chor
  • 1898 erfolgte eine weitere Restauration der Kirche Geissberg, die gegen aussen vor allem durch die Veränderung der Westfassade sichtbar wurde
  • 1957/58:umfassende Renovation der Kirche Geissberg
  • 1970 baute die Kirchgemein de im nördlichen Stadtteil Hard reinen Pavillon auf.
  • 1979 entstand im Hard das Zwinglihaus als kirchliches Zentrum für den nördlichen Stadtteil.